Übergang Schule-Beruf BW
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AVdual sieht neben einer Pädagogik des niveaudifferenzierten Lernens mit unterschiedlichen Bildungszielen eine verstärkte Einbindung von Betriebspraktika gekoppelt an eine individuelle Begleitung der Jugendlichen vor. AVdual ist zusammen mit einer intensivierten Beruflichen Orientierung und einem regionalen Übergangsmanagement bei den beteiligten Stadt- und Landkreisen Kernbestandteil des Reformkonzeptes.

Zielgruppe und Ziele des Bildungsgangs

Jugendliche, die im Anschluss an den Besuch der allgemein bildenden Schule noch Unterstützungsbedarf bei der Berufswege- oder Lernwegeplanung haben, sollen über eine einjährige Ausbildungsvorbereitung mit dualem Ansatz zu einer Ausbildung geführt werden. Der Erwerb eines dem Hauptschulabschluss gleichwertigen Bildungsstands ist möglich. Die Einbeziehung der zweijährigen zur Fachschulreife führenden Berufsfachschule (2BFS) öffnet zudem den Weg zum mittleren Bildungsabschluss.

Niveaudifferenziertes Lernen

Das Lernen erfolgt stark individualisiert, damit wird den Jugendlichen mit und ohne Hauptschulabschluss ein Lernen auf dem für sie passenden Niveau ermöglicht. Die Weiterentwicklung von überfachlichen Kompetenzen und Selbstlerntechniken bilden den pädagogischen Schwerpunkt, um die Voraussetzungen der Jugendlichen für eine Ausbildung nachhaltig zu verbessern. Auf dieser Grundlage entwickeln die Schülerinnen und Schüler auch ihre allgemein bildenden Kompetenzen weiter. Im Rahmen eines handlungsorientierten und projektbasierten Unterrichts in berufsbezogenen Lernfeldprojekten und lebensweltbezogenen Lernprojekten erhalten sie erste Einblicke in der Regel in ein Berufsfeld (z. B. Metall, Holz, Gastronomie) und erwerben grundlegende berufliche Kompetenzen.

Das Bildungsziel kann im laufenden Schuljahr dem Leistungsstand passend angeglichen werden, ohne dass dabei unnötige Warteschleifen entstehen. Daher ist auch die Einbeziehung von Schülerinnen und Schülern der zweijährigen zur Fachschulreife führenden Berufsfachschule (2BFS) in AVdual sinnvoll und möglich. Damit wird eine hohe Durchlässigkeit, insbesondere in Richtung Ausbildung, erzeugt.

AVdual wird generell als Ganztagsklasse organisiert, um das Zeitmuster der Arbeitswelt abzubilden. Die Lernenden erhalten so auch mehr Lernzeit, um den Bildungsgang möglichst erfolgreich zu absolvieren. Kulturelle oder sportliche Angebote runden den ganzheitlichen Ansatz der Ausbildungsvorbereitung ab. Die Jugendlichen werden bei der persönlichen Entwicklung gestärkt und haben die Möglichkeit der Übernahme von Eigenverantwortung.

Schulen, die den Bildungsgang neu einführen, beginnen damit ein umfassendes Schul- und Unterrichtsentwicklungsprojekt. Hierbei werden sie bereits ab dem Vorjahr für mehrere Jahre durch eine schulspezifische Fortbildung und Beratung begleitet und erhalten dabei Umsetzungshilfen. In der Regel bedeutet die Einführung des niveaudifferenzierten Lernens eine Neugestaltung des Unterrichts, unterstützt durch eine verstärkte Arbeit im Team.

Dualer Ansatz

Durch intensive Einbindung eines Betriebspraktikums sollen die Lernenden von Anfang an die betriebliche Realität kennenlernen. Die Schülerinnen und Schüler erhalten im Praktikum eine bessere Vorstellung über Berufe und Möglichkeiten. Zugleich werden sie motiviert, Kontakte zu Ausbildungsbetrieben zu knüpfen. Dadurch verbessern sie ihre Chance auf einen Ausbildungsplatz.

Gerade in Zeiten des zunehmenden Fachkräftemangels bietet das Praktikum Betrieben die Möglichkeit, Bewerberinnen und Bewerber kennenzulernen, die für eine Ausbildung in Frage kommen. Das Praktikum gestalten die Betriebe orientiert an den betrieblichen Gegebenheiten. Es ermöglicht den Jugendlichen fachliche und überfachliche Kompetenzen zu erwerben.

Der duale Ansatz des Bildungsganges und die Bedeutung des Praktikums werden durch die verbindliche Umsetzung einer betrieblichen Lernaufgabe im Praktikum gestärkt. Um eine begründete Berufswahl treffen zu können, ist es sinnvoll, dass die Jugendlichen im Praktikum mindestens einmal eine berufstypische Aufgabe nach dem Modell der vollständigen beruflichen Handlung bewältigen. Das heißt, dass eine Aufgabe im Betrieb ausgewählt, in der Schule geplant, im Betrieb durchgeführt und in der Schule wiederum reflektiert wird. Die Vorbereitung auf die betriebliche Lernaufgabe erfolgt im Unterricht anhand von Lernfeldprojekte, hier wird auch das Prinzip der vollständigen Handlung mit den Jugendlichen erarbeitet. Erreicht werden damit realistische Selbsteinschätzungen und ein umfassendes Verständnis der Anforderungen im Beruf.

Die Schulen erarbeiten ein auf die regionalen Kontexte und mit den Beteiligten abgestimmtes Praktikumskonzept. Dies betrifft auch die zeitliche Ausgestaltung der Praktika als Tages- oder Blockpraktika. Die Praktikumsdauer umfasst in der Regel insgesamt 40 Tage. Das Konzept der Individualisierung ermöglicht dabei je auf die einzelne Schülerin, den einzelnen Schüler zugeschnittene Ausgestaltungen, wenn dies für sie oder ihn oder den Betrieb im gemeinsamen Entscheidungsprozess hin zur möglichen Ausbildung angemessen ist.

Die Jugendlichen sind unfallversichert , eine Sozialversicherungspflicht besteht nicht. Die Gewährung einer Praktikumsvergütung ist eine freiwillige Leistung der Betriebe, sie erhöht erfahrungsgemäß die Motivation der Jugendlichen. Die Arbeitszeiten im Praktikum entsprechen denen eines nicht volljährigen Auszubildenden. Eine unterjährige Aufnahme in eine Ausbildung ist möglich.

In einer sechs- bis achtwöchigen Orientierungsphase zu Beginn des Schuljahres werden Jugendliche, für die eine Ausbildung direkt in Frage kommt, in Zusammenarbeit mit der Berufsberatung der Arbeitsagentur dahingehend unterstützt. Darüber hinaus besteht das Beratungs- und Vermittlungsangebot der Berufsberatung während des Schulbesuchs weiter. Die Orientierungsphase dienst auch der Vorbereitung der Betriebspraktika.

Individuelle Begleitung

Durch die individuelle Unterstützung der Jugendlichen in AVdual mittels AVdual-Begleiterinnen und -begleiter sollen die Chancen eines Praktikums voll ausgeschöpft werden. Dies gilt insbesondere bei auftretenden Problemen durch multiple Problemlagen der Jugendlichen. AVdual-Begleiterinnen und -Begleiter sind das Bindeglied zwischen Schule, Betrieb und Familie und sind fester Bestandteil des schulischen AVdual-Teams. Wichtige Aufgabe ist es, im interprofessionellen Team die Jugendlichen bei der Akquise, Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung der Betriebspraktika sowie der Anschlussvermittlung in Ausbildung oder Einstiegsqualifizierung (EQ) zu betreuen. Die AVdual-Begleitungen werden vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus gefördert. Der Betreuungsschlüssel liegt bei 1:40 (das entspricht i.d.R. zwei Lerngruppen).

Im Praktikum werden die Jugendlichen von Lehrkräften und den AVdual-Begleiterinnen und-begleitern betreut. Unterstützungsbedarf, der sich ggf. aus den Anforderungen des Betriebspraktikums ergibt, fließt in die individuelle Lernberatung der Schülerin und des Schülers mit ein. Lernberaterinnen und -berater sind Lehrkräfte aus Theorie und Praxis, die Lernende individuell in ihren Lern- und Entwicklungsprozessen begleiten. Dazu dienen auch die Lernberatungsgespräche, die in der Regel alle zwei Wochen für ca. 15 bis 20 Minuten nach Vereinbarung stattfinden. Zeiten für Lernberatung und Praktikumsbetreuung werden den Lehrkräften entsprechend angerechnet.

Begleitung/Unterstützung der Betriebe

Lernberatung und AVdual-Begleitung sind zudem Ansprechpartner für die Betriebe und besuchen die Jugendlichen regelmäßig im Betrieb.

Das regionale Übergangsmanagement und die zuständigen Kammern informieren zu AVdual, beantworten Fragen zum Praktikum und unterstützen den Austausch zwischen AVdual-Schulen und Betrieben, die Praktikumsplätze anbieten möchten.

Verstetigung von AVdual als Regelbildungsgang

Der Bildungsgang AVdual sollen nach dem Auftrag des Koalitionsvertrags flächendeckend umgesetzt werden. Aus diesem Grund wurde der Schulversuch mit der Artikelverordnung mit der AVD-VO rückwirkend zum 1. August 2023 in die Regelform überführt. Die Artikelverordnung wurde im Gesetzblatt Nr. 12 veröffntlicht.